Wie einen Golfschwung von der Driving-Range auf den Golfplatz transferieren
Denken Sie, dass wenn ein Golfer auf der Driving-Range gute Bälle schlägt, sollte das auch auf dem Golfplatz gehen. Leider ist dies nicht wirklich der Fall. Wir nutzen einen definierten Vorgang um dies umzusetzen. Nicht umsonst heisst es: „Wenn Ihr Ball auf der Driving-Range gerade fliegt, ist es, weil Sie auf nichts zielen.“
Ein Schwung ist ein Schwung – oder nicht?
Merken Sie sich: ein Golfschwung an sich ist etwas loses, nicht relationiertes – deswegen haben Sie auf dem Platz den Ärger.
Wie oft sehen wir jeden Tag, dass ein Schwung oder ein Schlagtyp wie Chip oder Pitch in Serie und ein gleicher Schlag in einer bestimmten Situation auf dem Platz vom Golfer nicht gleich sind… und schon gar nicht die gleiche Resultatsqualität aufweisen. Ist Ihnen das auch schon aufgefallen oder gar Ihr Hauptproblem?
Wer 10 mal hintereinander einen Driver-Schlag auf der Driving-Range macht, füttert den nächsten Schlag mit Gefühlsanpassungen vom letzten Schlag. So fühlt sich der 5. Schlag ganz anders an als der erste. Dieser 5. Schlag ist auch konstanter in der Durchführung. Und so kommt es auch, dass Golfer fälschlicherweise annehmen, was beim 5., 6. und 7. Schlag auf der Range funktioniert, auch auf dem Golfplatz so klappen muss.
Und so ensteht dann der logische Eindruck: ahh, ich kann’s. Warum nur, ist dann die Qualität meiner Schläg auf dem Platz nicht gleich wie auf der Range?
Wie Sie sich testen können
Schlagen Sie sich auf der Driving-Range warm. Dann machen Sie 2 min Pause. Dann nehmen Sie das 7er Eisen und wählen ein Ziel auf der Driving-Range aus und spielen dieses mit diesem einzelnen Ball an. Dann machen Sie wieder 2 min Pause. Danach nehmen Sie den längsten Schläger, den Sie auf dem Golfplatz spielen. Z.B. den Driver. Wählen Sie einen Korridor auf der Driving-Range aus. Z.B. zwischen zwei Fahnen hindurch, oder zwei Tafeln oder zwei Bäumen im Hintergrund. Dann spielen Sie den Ball in diesen Korridor. Dann machen Sie wieder 2 min Pause. Danach nehmen Sie ein Pitching-Wedge und spielen den Ball aus einer Semirough-Lage auf die 75m Fahne. Danach wählen Sie einen Ball in ca. 20 m Distanz irgendwo vor Ihnen aus und Chippen den Ball mit einem Pitching-Wedge auf diesen Ball.
Auswertung: für jeden eben gespielten Ball bekommen Sie einen Punkt, wenn Sie ihn sauber getroffen haben. Einen zweiten Punkt gibt es, wenn die Richtung gestimmt hat (wobei Sie sich die Richtungs-Limiten selber stecken), einen dritten Punkt wenn der Ball beim Ziel oder im Korridor heruntergekommen ist. Wichtig ist, dass Sie merken, wie schwierig die Aufgabe geworden ist im Verhältnis zum Warmspielen, wo Sie mehrere Bälle hintereinander geschlagen haben.
Ich sehe kaum einen Golfer auf der Driving-Range „zeitlich auseinander gezogene“ Bälle schlagen. Das ist für mich der Test, ob der Golfer den Schwung auch auf dem Platz finden kann und die Qualität der Schläge ausreichend ist, um das gesetzte Ziel (Handicap etc) erreicht werden kann.
Wie Sie Ihr Training strukturieren müssen
Im Training müssen Sie deswegen am Schluss als fixen Teil
▪ „wechselnde Ziele“ und
▪ „zeitlich auseinander gezogene“ Schläge einbauen.
Sie müssen lernen, einen Schlag aus dem Nichts erstellen zu können. Das Schlagkonzept im Kopf umändern zu können. Ein Chip hat andere gedankliche Abläufe, andere Bewegungsgefühle als ein Eisenschlag oder gar ein Driver. Wer im Training die Schläge nicht voneinander trennt, wird nur reduziert wissen, wie ein spezifischer Schlag auf dem Platz aufgebaut und durchgeführt wird.
Ein Teil davon ist das Steuern mit Gedanken und kreieren von Schwunggefühlen oder Bewegungsabläufen. Der andere Teil ist, zu lernen, den Körper reagieren zu lassen. Quasi wie als Reaktion auf die vorausgegangenen Gedanken. Das wäre das ideal, deswegen muss der Golfer das Training in einzelne festgelegten Schritten machen, um so sicherstellen zu können, dass der Körper den gewünschten Schlagtyp in ausreichender Qualität durchführen kann.
Wie Ihr Training aussehen könnte
Mit diesem Wissen, ist Ihnen hoffentlich bewusst geworden, wie lose und unrelationiert normales Bälleschlagen auf der Range ist. Im Bezug auf den Vergleich, wie Sie auf dem Golfplatz getestet werden natürlich.
Sie machen immer das gleiche. 3 + 3 = 6, 3 + 3 = 6, 3 + 3 = 6, 3 + 3 = 6 usw. Können Sie jetzt rechnen? 3 + 3 können Sie jetzt.
Auf dem Golfplatz werden Sie aber nach 5 -2, 11 + 4, 6 -5 getestet. Der Golfplatz ist ein Ort wo der Golfer danach getestet wird, ob er verschiedene Schläge mit Pausen dazwischen, aus verschiedenen Lagen und unterschiedlich hohen Grashöhen in ausreichender Qualität spielen kann.
Und wenn Sie dies nicht trainieren, ist es wie wenn Sie sich auf einen Autofahrprüfung vorbereiten, in dem Sie auf dem Parkplatz vor- und rückwärts fahren.
Wie in unserem Buch beschrieben, unterscheiden wir zwischen Block-Training (BT), Broken Practice (BP), wechselnde Ziele (WZ), zeitliches Auseinanderziehen (ZA), experimentielles Training (ET).
Strukturieren wir also Ihr Training z.B. für das kurze Spiel, Zeit: jeweils 15 – 20 min.
Session 1 (Montag abend)
Nach jeder Übung Bälle bitte wieder einsammeln
- Chippen Sie 10 Bälle einer nach dem anderen (BT). Landepunkt mit einem Tee markieren.
- Chippen Sie 5 Bälle auf verschiedene Ziele (WZ). Landepunkt jedes Mal neu suchen.
- Chippen Sie 5 Bälle. Legen Sie diese 5 Bälle 10 m weg von Ihnen auf den Boden. Nach jedem Schlag holen Sie einen Ball und spielen diesen vom gleichen Ort aus (BP). .
- Chippen Sie 5 Bälle auf verschiedene Ziele in dem Sie nach jedem Ball eine Pause von 45 Sekunden machen (Ja! Diese Pause ist wichtig!!) (ZA).
- Chippen Sie 5 Bälle mit unterschiedlichen Schlägern (SW, 9er, 7er) auf unterschiedliche Ziele mit 45 Sekunden Pause (ET).
Session 2 (Mittwoch abend)
Nach jeder Übung Bälle bitte wieder einsammeln
- Chippen Sie 10 Bälle auf das gleiche Ziel.
- Chippen Sie 1 Ball mit dem SW und einen mit dem 9er Eisen auf das gleiche Ziel (ET).
- Chippen Sie mit einem SW, dann mit einem PW, dann mit einem 9er Eisen, dann mit einem 8er Eisen auf das gleiche Ziel – immer mit einer Pause von 45 Sekunden (ET & ZA). 3 Wiederholungen.
- Pitchen Sie einen Ball auf eine Fahne in ca. 30 – 50 m Distanz, dann chippen Sie einen Ball mit einem PW auf eine Fahne.
- Pitchen Sie auf eine Fahne in ca. 20 – 30 m Entfernung, danach Chippen Sie ein SW auf eine naheliegende Fahne, dann Pitchen Sie auf eine Fahne in ca. 50 m Entfernung, danach Chippen Sie mit einem 8er Eisen auf ein weiter entferntes Loch.
Session 3 (Wochenende)
Nach jeder Übung Bälle bitte wieder einsammeln
- Chippen Sie 5 Bälle auf das gleiche Ziel, dann pitchen Sie 5 Bälle auf das gleiche Ziel, wenn Sie alle 5 Bälle hintereinander richtig/sauber getroffen haben, dürfen Sie zu Punkt 5 und 6 der Session 3 weitergehen.
- Wenn Sie einen oder mehrere Bälle nicht richtig/sauber getroffen haben machen Sie folgendes: 8 Bälle abwechselnd, einen Chip, einen Pitch, einen Chip, einen Pitch etc.
- zweite „Strafübung“: spielen Sie mit dem PW einen flachen Chip (Schaft links) und einen normalen Chip (Schaft neutral) (ET). 4 Wiederholungen, die Bälle legen Sie 20 m weiter weg von ihnen auf den Boden und holen nach jedem Schlag einen Ball.
- Spielen Sie 5 Bälle auf das gleiche Ziele, in dem Sie sich speziell auf das Einsetzen des Bounce konzentrieren. Schaft ganz leicht links und Unterkante auf den Boden drücken.
- Legen Sie 4 x 2 Bälle irgendwo um das Grün hin. Nutzen Sie das PW und das 8er Eisen. Chippen Sie jeweils einen Ball mit jedem Schläger auf eine Fahne (Achtung unterschiedliche Landepunkte). Nach jedem Zweierpack spielen Sie einen Pitch im Wechsel auf eine Distanz von 30 m und 50 m.
- Legen Sie wieder 4 x 2 Bälle um das Chippinggrün, einer der beiden Bälle soll aber in einer Semirough-Lage liegen. Nutzen Sie das SW (für die Semirough-Lagen) und das 9er Eisen (für die anderen) Chips. Nach jedem Zweierpack spielen Sie einen Pitch im Wechsel auf eine Distanz von 40 m und 50 m.
Session 4 (Wochenende)
Stellen Sie sich an einen Ort auf der Range, an welchem Sie Bälle sowohl von schön gemähtem Gras (Fairway) als auch aus einer Semirough-Lage spielen können.
Auf der Driving-Range erst warm spielen (10 min).
Wählen Sie für die verschiedenen Schlägertypen Ziele aus.
Driver/Hybrid/Fairwayholz = einen Korridor zwischen zwei Fahnen, Tafeln oder Bäumen, ca. 40 m breit
Eisen 9 – 5 = eine Fahne oder eine Tafel
PW / SW = eine Fahne oder Tafel oder einen spezifischen Ball auf der Driving-Range in unterschiedlichen Distanzen
Ihr Spiel geht nun folgendermassen:
- Driver (oder den Schläger den Sie vom Tee benutzen) in einen ausgewählten Korridor spielen
- Wenn Sie den Korridor getroffen haben, dürfen Sie ein Hybrid oder FW-Holz von einer schönen Lage auf dem Gras wieder in den gleichen Korridor spielen. Haben Sie den Korridor mit dem Driver nicht getroffen, müssen Sie das Hybrid/FW Holz aus einer Semirough-Lage spielen.
- Wenn Sie den Korridor getroffen haben, dürfen Sie ein Eisen auf eine Fahne/Tafel spielen. Sie den Korridor mit dem Hybrid/FW-Holz nicht getroffen, müssen Sie das Eisen aus einer Semirough-Lage spielen.
- Haben Sie das Eisen auf ca. 15 m an die Fahne gespielt, dürfen Sie ein PW/SW vom kurzen Gras auf eine Fahne spielen. Wenn Sie die 15 m Radius (Grüngrösse) nicht getroffen haben, müssen Sie den nächsten Schlag aus dem Semirough machen.
- Danach wählen Sie sich irgendwo vor Ihnen einen Ball aus und versuchen diesen mit dem SW oder PW mit einem Chipschlag zu treffen. Auch hier wieder Belohnung bei einem guten Pitch von Punkt 4 oder Bestrafung (Semirough-Lage) bei einem schlechten Pitch.
Was Sie daraus lernen
Wenn Sie das Programm hier oben durchgelesen haben, merken Sie, dass ein gutes Trainingsprogramm immer folgende Teile beinhaltet:
- Block-Training (mehrere Schläge mit dem gleichen Schläger auf das gleiche Ziel)
- Broken Practice (in dem Sie aus der Spielsituation rausmüssen, aber immer noch die gleichen Schläger nutzen und das gleiche Ziel anspielen).
- Wechselnde Ziele. Sie müssen unbedingt lernen, unterschiedliche Landepunkte zu identifizieren, die Flughöhe einschätzen zu können und anspielen zu können.
- Zeitliches Auseinanderziehen. Auf dem Golfplatz haben Sie nur einen Chip pro Loch, wenn überhaupt. Lernen Sie Pausen zwischen die Schläge zu legen um zu vergessen, wie Sie sich der letzte Schlag angefühlt hat.
- Experimentielles Training. Hier machen wir Dinge, die vielleicht nicht unbedingt auf dem Golfplatz durchgeführt werden müssen, uns aber helfen, unsere schlagspezifischen Fähigkeiten zu verbessern.
- Wechseln der Schlagtypen (Session 4)
Die Quintessenz
Don’t be upset by the results you didn’t get, with the work you didn’t do.
Zusammenfassung
Der Golfplatz testet Sie, indem er von Ihnen unterschiedliche Schlagtypen (Putt, Chip, Pitch, Sand, Eisen, Abschlag) in zeitlichem Abstand von ca. 2 – 3 min verlangt. Sie sollten Ihr Training danach strukturieren. Je besser Ihr Handicap sein soll, desto eher müssen Sie in der Lage sein, sich auf die verändernden Lagen/Schlagtypen einstellen zu können. Das obengenannte Trainings-Programm können Sie auch auf das lange Spiel kopieren. Im Unterricht bei uns können wir gerne für Sie so ein Programm zusammenstellen.
Es erscheint uns ungemein wichtig, dass Sie die Konzentration aufbringen, jeden Schlag so gut wie möglich spielen zu wollen. Sie müssen von Schlag zu Schlag besser werden.
Unser Buch
Wir haben mehrere Monate gebraucht um viele Infos die wir im Unterricht täglich anwenden zusammenzutragen. Das Golf-Konzentrat beinhaltet reichlich Informationen quer durch das ganze Golfspiel, von welchen Sie profitieren können. Zum Preis von einer halben Golfstunde (35 Euro). Sie können es über unser Kontaktforumlar bestellen und wir schicken es Ihnen bequem per Post.
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