Bin ich schon gut genug um einen Platzreifekurs zu machen?
Der Platzreifekurs ist ein “Spielen-Lernen-Golfkurs” – nicht ein “Schlagen-Lernen-Kurs”.
Bevor ein Golfer in einen Platzreifekurs kommt, muss dieser die Bälle zw. 80-100 m schlagen können. Dies nicht von der Matte oder vom Tee, sondern vom Gras. Gemäss unserer Erfahrung ist vom Gras-Schlagen ein separater Lernmoment, dieser braucht Übung und Wiederholung.
Um sich selbst besser einschätzen zu können, lesen Sie einfach über den nun folgenden Inhaltskatalog und schauen für sich selbst, ob Sie dieses Wissen / Fähigkeiten haben. Merkt ein Neugolfer, dass er von einem oder mehreren dieser Bereiche keine Ahnung hat und noch nie darin unterrichtet wurde, dann muss der Golflehrer Zeitaufwand betreiben und der Golfer braucht nachher nochmals selbst Zeit für Sich um sich an die Bereiche zu gewöhnen.
Die Tiefe des Wissens ist NICHT: “ja er hat mal was von einem Sandwich erzählt oder ich habe mal Minigolf gespielt oder ich habe mal mit einem Freund ein paar Bälle auf der Driving-Range geschlagen.”
Wir teilen die Golffähigkeiten in verschiedene Bereich auf, durch welche ein Golfer vom Golflehrer geführt wird.
Hier also die Unterrichtsinhalte, durch die ein Neugolfer zu einem Platzreife / 1. Handicap – Golfer wird. Dabei werden wir im Platzreife Golfkurs speziell die Punkte 4, 5, 6 und 7 lernen. 1, 2 und 3 sind Bestandteil des Einsteigerkurses, wer davon kaum Kentnisse hat, dem ist ein Einsteigerkurs zu empfehlen.
Inhalte des Einsteigerkurses
1. Versch. Golfschläger und anderes Material kennen
Ein Golfer muss wissen, welche Schläger wozu im Bag sind, er muss die Unterschiede der Schläger kennen, er muss wissen, welche anderen Materialien wir benötigen (Pitchgabel, Tee, Ballmarker, Scorekarte, Trolley, Buggy etc.)
2. Golfregeln und Handicap-System (Stableford) kennen und anwenden können
Ein Golfer muss in die Golfregeln eingewiesen worden sein, entweder durch einen Onlinekurs oder durch Unterricht von einem Golflehrer oder in einem Golf-Regelkurs. Dies dauert im allgemeinen ca. 6-8 Zeitstunden. Der Golfer muss online Regelquize selber durchgearbeitet haben und in der Fehlermenge zufriedenstellende Resultate haben.
Das Handicap-System, dessen Anwendung sowie zukünftige Verbesserungen des Handicaps kennen ist ein Muss.
3. Schlagarten kennen und an jeder Schlagart geübt zu haben, bis es funktioniert hat
Ich “kann” putten, chippen, pitchen, Eisen vom Grass schlagen, Hölzer vom Tee spielen, Sandspiel, Schläge aus verschiedenen Grashöhen. Notwendige Übungszeit ca. 15-20 Stunden und mehr. Wenn bei einem oder mehreren dieser Schlagarten Probleme oder Umsetzungsschwierigkeiten auftauchen, braucht es dementsprechend Korrekturen und nachher Lern- und Verbesserungszeit.
Inhalte des Platzreife / 1. Handicap Golfkurses
4. Den Golfplatz kennen und sich darauf bewegen zu können
Bis ein Neugolfer weiss, wo das Golfbag hin muss, wann er wo wohin mit welchem Schläger schlagen muss. Wie ein Golfloch planen, in welchen Situationen wie spielen. Wie mit versch. Grashöhen, Schräglagen umzugehen ist. Wie aus den vorhandenen Fähigkeiten das beste Resultat herausgeholt werden kann. Alleine dieser Bereich dauert mehrere Tage. Aus Erfahrung sollte ein Neugolfer mindestends drei bis vier 9-Loch-Runden gespielt haben, bis er “Routine in den Abläufen” entstehen sieht.
5. Spielgeschwindigkeit einhalten können
Ein Golfer muss wissen, wie er die Spielgeschwindigkeit der anderen Golfer einhalten kann. Er muss die Erfahrung gemacht haben, was passiert wenn er unter Zeitdruck spielen muss. Er muss wissen, wie er damit umgeht wenn er alleine spielt und genauso wenn er in einer 4-er Gruppe mitten im Verkehr spielt. Er muss wissen, wie er seine eigene Spielgeschwindigkeit der Situation anpassen kann. Schneller spielen können ist die Summe aus Abläufe verkürzen können, häufiger sauber treffen, Richtungskontrolle, Anpassungsfähigkeit an die Situationen, mentale Flexibilität etc.
6. Sich selber und einen Mitspieler während der Runde zählen zu können
Hört sich nach keinem Problem an, in Tat und Wahrheit ist es genau das Gegenteil. 3-4 Schläge zählen ist kein Problem, aber 8 – 9 oder 10 Schläge für sich und für einen Mitspieler zählen und gleichzeitig noch zu spielen und die Zeitlimiten einzuhalten IST EIN PROBLEM für einen Neugolfer. Dafür braucht es bei ALLEN Neugolfern zwei und mehr Zählrunden.
7. Mit mentalen Problemen, die das Golfspiel mit sich bringt, umgehen können
Der Golfplatz ist kein ruhiger Spaziergang, es wird ziemlich oft etwas schief laufen, Fehler passieren. Was macht das mental, wie gehe ich damit um? Kann ich mich nach schlechten Schlägen wieder “erholen”?
8. Eigentraining: mind. 15 – 20 Zeitstunden selbständig an den Schlagtypen trainiert zu haben
Die versch. Schlagtypen wie Putten, Chippen, Pitchen, Sandschlag, Hybride & Fairwayhölzer, Driver sind unterschiedliche Bewegungs-Elemente. Jeder Schlag ist anders. Wie korrigiere ich mich selber… wir denken, dass ein normal durchschnittlich begabter Neugolfer – neben den 10-15 Unterrichtsstunden – selbständig ca. 15-20 Stunden an den Schlagtypen trainiert haben muss.
9. Resultate des Spiels auf dem Golfplatz
Golf kann ohne zählen gespielt werden, ob 4, 5 oder 6 Schläge, wen interessierts. Stimmt. Leider ist dies erst zulässig, wenn jemand die Einstiegshürde geschafft hat. Ein Golfer muss also während der Woche zwischen 12 und 18 Stableford-Punkte liefern können. Eine gewisse Konstanz ist notwendig. Wer sich zu wenig vorbereitet, hat in der Woche kaum genügend Zeit um die notwendige Routine zu erarbeiten. Dann kommen manchmal noch Muskelschmerzen hinzu, weil die Menge an Golfbällen während des Kurses und nach dem Kurs dann doch eine ungewohnte Belastung ist.
Die Ausgangslage ist also folgende: die nationalen Golfverbände versuchen, die Neugolfer so an den Sport heranzuführen, dass diese auf dem Golfplatz die notwendigen Fähigkeiten, das Wissen und die physische Stärke haben, mit anderen Golfern in der vorgeschriebenen Zeit über 9 oder 18 Loch zu kommen.
Die harte Wahrheit: Deswegen macht es keinen Sinn, Neugolfer mit einem Wochenend-Kurs zu zertifizieren. Die Golflehrer haben gar nicht die Zeit, den Neugolfern die Fähigkeiten beizubringen, um die von den Verbänden vorgeschriebenen Bereiche abzudecken. Schon gar nicht in 6-8er Gruppen.
Ein Golflehrer hat IMMER die Absicht, den Golfer so schnell wie möglich voranzubringen. Leider stossen wir in unserer täglichen Arbeit nicht immer auf Athleten aus ähnlichen Sportarten (Tennis, Squasch, Badminton, Hockey, Unihockey, Baseball), sondern häufig auf Menschen, die keine Schlägersportarten ausgeführt haben.
Jetzt schauen wir auf den obengenannten Inhaltskatalog und fragen uns, wie lange dauert es, bis ein Neugolfer diesen Katalog durchgearbeitet hat. Und nach über 28 Jahren Golfunterricht kann ich gut und gerne sagen, dass ich bei ungefähr 3-5 % der Neugolfer damit in einer Woche durchkomme. Dies, weil der schwierigste Bereich, der Bereich 3 (Schlagarten kennen, können und geübt zu haben), in sehr schneller und unkomplizierter Art abläuft. Meistens deswegen, weil diese Menschen in vielen Fällen kompetitive Sportler aus anderen verwandten Sportarten sind.
Aber auch diese 3-5% werden während der Woche sicherlich nicht nur während der 3 Stunden im Golfkurs üben, sondern sie sind ausserhalb des Kurses mind. 2-3 weitere Stunden täglich damit beschäftigt, an den Inhalten zu arbeiten.
Also, es ist viel Stoff, deswegen tendiere ich dazu, Neugolfer erst in aller Ruhe in den Sport einzuführen, anstatt gleich am ersten Tag mit Vollgas arbeiten zu müssen und kaum Wiederholungen machen zu können. Denn wenn ein Schlagtyp nicht gleich funktioniert und wir länger brauchen, fehlt uns schlicht und einfach die Zeit.
Der Stress, der durch ungenügende Vorbereitung gekoppelt mit dem Wochenziel Platzreife / 1. Handicap entsteht, ist nicht für jedermann/jederfrau angenehm. Um Neugolfer in den Sport einzuführen, macht es mehr Sinn, den ganzen Lernprozess ohne Druck durchführen zu können. Golf macht Spass, 100%. Es ist der beste Sport den ich kenne. Um diesen Spass entstehen lassen zu können, würde ich gerne ohne Zeitdruck mit meinen Golfern arbeiten können. Wenn ein Golfer dann bereit ist, bin ich der Erste, der sofort auf Zertifizierung drängt. Denn es geht mir nicht darum wieviele Stunden ich gebe, es geht mir darum, einen Golfer in diesen wunderbaren Sport einzuführen und ihn dann weiter begleiten zu können.
Wenn ein Neugolfer richtig vorbereitet ist, gebe ich Vollgas um ihn durch die Bedingungen der nationalen Verbände durchzubringen.
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